Zehn Lieblingsseminare

Meine zehn Lieblingsseminare an der JLU Gießen in den Studiengängen Deutsch als Fremdsprache und Sprachtechnologie und Fremdsprachendidaktik

Projekt im Bereich der Sprach-, Literatur- und Landeskundevermittlung

In diesem Projektseminar sollen Sie eigenständig ein selbstgewähltes Thema aus dem Fachgebiet Deutsch als Zweit-/Fremdsprache erarbeiten. Die gewählten Themen können sich auf die Inhalte der bisher absolvierten Module beziehen, müssen dies aber nicht: sie müssen nur aus DaZ/DaF stammen. Jeder Teilnehmer an diesem Projektseminar soll ein Projekt eigenständig planen und durchführen, die entsprechende Fachliteratur darstellen und kritisch reflektieren und in der Lage sein, die eigenen Ergebnisse in einer angemessenen Präsentation vorzustellen.
Die individuelle Arbeit am Projekt wird in diesem Seminar begleitet. Zu Beginn des Seminars werden Meilensteine verabredet, an denen verschiedene Entwicklungsstadien des Projekts erreicht sein sollten. Das Seminar begleitet Ihre Arbeit vom ersten Brainstorming über die Planung und Durchführung bis zur Präsentation und zur Erstellung des Projektberichts und diskutiert die jeweils notwendigen Arbeitsweisen. So werden im Laufe des Semesters unterschiedliche Forschungsmethoden zum Gegenstand der Seminardiskussion werden. Die Präsentation erfolgt im Rahmen einer kleinen Konferenz, bei der jeder Seminarteilnehmer sowohl Vortragender als auch Diskussionsleiter als auch mitdiskutierender Zuhörer ist.
Die Projekte sollten eine erste Visitenkarte der Teilnehmer für spätere Bewerbungen darstellen; sie sollen sowohl zeigen, dass man den Stand der fremdsprachendidaktischen Diskussion in einem bestimmten Teilbereich erfolgreich nachvollzogen und dokumentiert hat als auch durch die individuelle Ausrichtung des Themas Hinweise darauf geben, in welchem Arbeits- und Interessengebiet man sich gern verorten möchte.

Höflichkeit als sprachlicher und landeskundlicher Gegenstand im DaF-Unterricht

Die Deutschen (und auch das Deutsche) gelten mancherorts als direkt und unhöflich. Woher kommt so eine Einschätzung? Wie geht man als DaFler mit ihr um? In diesem Seminar werden wir uns zum einen mit Konzepten wie Höflichkeit und Direktheit und vergleichenden linguistisch-pragmatischen Untersuchungen zu ausgewählten Höflichkeitsbereichen auseinandersetzen und analysieren, worauf sich Äußerungen der Art ,Die X sind höflicher als die Y‘ stützen. Zum anderen werden wir auf der didaktischen Ebene diskutieren, wie man mit dem Thema Höflichkeit im DaF-Unterricht umgehen kann, und zwar sowohl unter sprachdidaktischen Gesichtspunkten im engeren Sinne als auch im Kontext der Landeskundediskussion.

Lernervariablen und ihre Auswirkungen auf den Lernprozess

In diesem Seminar werden Antworten gesucht auf Fragen wie: Wie tragen Faktoren wie Alter, Geschlecht, (Sprach-)Lernerfahrungen, Angst, Motivation,  Einstellungen zur Zielkultur, Selbstbild usw. zum Erfolg bzw. Misserfolg von Fremdsprachenlernern bei? Wie einflussreich sind welche Aspekte der jeweiligen Faktoren für das gesteuerte und das natürliche Lernen, für das Lernen innerhalb und außerhalb des deutschsprachigen Raums?

Die ersten 25 Stunden – Didaktik des Anfängerunterrichts

Die Gruppe konstituiert sich; die Beziehung von Lehrenden und Lernenden zueinander, erste  Einstellungen der Lernenden zum Lernprozess, zu Zielsprache und –kultur,  Arbeitsroutinen usw. entstehen: Die ersten Stunden des Fremdsprachenunterrichts stellen Weichen im Hinblick auf  Motivation und Art des Lernens, die langfristig für den Lernerfolg von besonderer Bedeutung sind.Gleichzeitig sind die ersten Stunden die Zeit des ‚Sprachnotstands’. Wie gehen Lehrende und Lernende mit den beschränkten sprachlichen Mitteln, die zur Verfügung stehen, um? Erfolgt eine inhaltliche Infantilisierung der Lernenden? Welche Rolle spielt in den ersten Stunden die Ausgangssprache der Lernenden? Wie wichtig sind Lehrbücher für die Anfangsphase? Welche sprachlichen Aspekte sollten sinnvollerweise in den ersten fünfundzwanzig Stunden behandelt werden? Diesen und anderen Fragen werden wir im Seminar in einer Mischung aus Lehrmaterialanalyse, Selbsterfahrung, Diskussion traditioneller und alternativer Ansätze usw. nachgehen.

Die Rolle bereits erworbener Sprachen beim Lernen des Deutschen als Fremdsprache

Welche Rolle spielen die bereits erworbenen Sprachen beim Lernen einer neuen Fremdsprache? Führen sie zu Interferenzen? Helfen sie beim Verstehen der neuen Sprache? Helfen sie beim Lernen?  Die Diskussion der Rolle der bereits erworbenen Sprachen hat in der Geschichte der Fremdsprachendidaktik unterschiedliche Phasen durchlaufen, zunächst bezog sie sich nur auf die Erstsprache, erst später spielten auch die anderen erworbenen Sprachen eine Rolle – für Deutsch als Fremdsprache ist zum Beispiel die Reihenfolge des Erwerbs ‚Deutsch nach Englisch‘ eine interessante Herausforderung: Wie kann DaF die Tatsache nutzen, dass die meisten Lernenden bereits Englisch gelernt haben?Im Seminar werden die hilfreichen und störenden Einflüsse der bisher erworbenen  Sprachen auf verschiedenen Ebenen behandelt, von der Aussprache über Grammatik und Wortschatz bis zur Pragmatik.

Lehrmaterialanalyse

Dieses Seminar führt in Theorie und Praxis der Lehrmaterialanalyse für Deutsch als Fremdsprache ein. Behandelt werden Bereiche wie: Geschichte der Lehrmaterialanalyse, Rolle des Lehrmaterials beim Fremdsprachenlernen, Bedeutung von Lehrmaterial für die Choreographie des Unterrichts, gruppeneigenes vs. kommerzielles Material, Zielgruppen(un)genauigkeit von kommerziellen Lehrwerken, Adaption von Lehrmaterial, Bestandteile und innerer Aufbau von Lehrwerken, Grammatik- und Wortschatzprogression, Übungstypologien, Kriterien für die Bewertung von Lehrmaterial.

Der Einsatz digitaler Medien im DaF-Unterricht

Behandelt werden a) digitales Lehr- und Lernmaterial: digitale Übungen und Aufgaben, Online-Komponenten von Lehrwerken, die Druckwerke als Leitmedium haben, vs. reine Lern-umgebungen im Internet. Unterschiede im Material für Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene. Fernlernen und Selbstlernen vs. Lernen im Klassenzimmer: (wie) verändert digitales Lernmaterial die Lehr- und Lerngewohnheiten? b) Erweiterung der Kommunikationsmöglichkeiten der Lernenden durch digitale Medien (von Mails zu Sozialen Medien). Eingebettet werden diese Fragen in die allgemeine fremdsprachendidaktische Diskussion, z. B. in die um die Veränderung des Authentizitätsbegriffs und die Lernerautonomie.

Grammatikvermittlung

Das Seminar behandelt Fragen wie: Welche Rolle spielen Ergebnisse aus der Erforschung des natürlichen Spracherwerbs für die Grammatikvermittlung im Bereich des institutionellen Lernens?  Inwieweit kann Grammatik auch im Klassenzimmer inzidentell erworben werden, wann ist für wen was für eine Art des kognitiven Zugangs sinnvoll?  Was sind didaktische Grammatiken? Wie unterscheiden sie sich von wissenschaftlichen Grammatiken? Wie wird Grammatik in Lehrwerken dargestellt? Worauf muss man bei der Produktion von didaktischen Grammatiken und Lehrwerken achten im Hinblick auf Lernziele und Lernende, Lernort, Kontrastivität, Reihenfolge des Vorkommens grammatischer Phänomene im Lehrmaterial, Steilheit der Progression und die Art der Darstellung und Art der Vermittlung?

Kinder- und Jugendliteratur im DaF-Unterricht

Kinderliteratur im DaF-Unterricht? Da denkt man als erstes wohl an Bilder- und Kinderbücher in der Grundschule. Und bei Jugendliteratur an die Lektüre von Adoleszenzromanen im gymnasialen Unterricht. Damit sind die Einsatzmöglichkeiten dieser literarischen Texte aber keinesfalls erschöpft. Sie tauchen in verschiedenen Lernsituationen auf, so gibt es z.B. auch Versuche, Kinderliteratur in den Unterricht mit Erwachsenen zu integrieren. Auch die Auswahl an Texten, die man verwenden kann, ist groß, selbst wenn einem zuerst nur Erfolgsautoren wie Christine Nöstlinger oder Klassiker wie Erich Kästner einfallen sollten. Im Seminar werden die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Kinder- und Jugendliteratur im DaF-Unterricht analysiert werden. Wer Lust hat, sich vor Semesterbeginn schon ein bisschen einzulesen, sollte zum einen seine Kenntnisse der Primärliteratur erweitern und zum anderen das Themenheft Kinder- und Jugendliteratur im DaF-Unterricht der Zeitschrift Fremdsprache Deutsch (Heft 27, 2002) anschauen.

Politisches Kabarett als sprach- und landeskundedidaktische Herausforderung für fortgeschrittene DaF-Lerner

„Politisches Kabarett im DaF-Unterricht? Bloß nicht! All die tagesaktuellen Bezüge, die Sprachspiele, die literarischen Anspielungen – das kann man Lernern doch nicht zumuten! Oder höchstens in der Arbeit mit weit fortgeschrittenen Lernenden einsetzen.“ Diese Reaktion findet man häufig bei Lehrenden und Didaktikern, entsprechend selten findet man Kabarett-Texte in Lehrwerken, entsprechend wenig ist der Bereich erforscht. In diesem Seminar wird untersucht, ob diese weitgehende Nicht-Befassung berechtigt ist und, falls nicht, welches Potential in der Arbeit mit Kabarett-Texten vorhanden ist. Dies geschieht auf drei Ebenen.
1. Kabarett als Betrachtungsgegenstand. Hier stellt sich u.a die komparatistische Frage, inwieweit sich das deutsche politische Kabarett von ähnlichen Formen in anderen Ländern unterscheidet.
2. Rezeption. Wie kann Kabarett als Lese-, Hör- oder Hör-Seh-Text im Unterricht eingesetzt werden? Dies impliziert zum einen eine Auseinandersetzung mit der entsprechenden Fertigkeitsdidaktik, zum anderen müssen im Seminar die intertextuellen und gesellschaftlichen Bezüge der Texte herausgearbeitet und didaktisch produktiv gemacht werden.
3. Produktion. Über diese Arbeit im rezeptiven Bereich hinaus werden wir dann überlegen, inwieweit Kabarett einen Beitrag zur Schulung mündlicher und schriftlicher Textproduktion liefern kann. Dies geschieht in Auseinandersetzung mit der Beschreibung und Video-Dokumentation eines Kabarett-Projekts, in dem DaF-Studierende der Universität Brighton über die Rezeption von politischem Kabarett zur Textproduktion und zur Aufführung eines eigenen Programms geführt wurden.

Vorlesung Sprach-, Literatur- und Landeskundevermittlung

Diese Vorlesung liefert eine Auseinandersetzung mit der Vielfalt der Sprach-, Literatur- und Landeskundevermittlung. Diskutiert wird, welche Steuerungsmöglichkeiten im DaF-Unterricht in Bezug auf die unterschiedlichen Lerngegenstände und die verschiedenen Fertigkeiten möglich sind, welche Rolle Lehrmaterial dabei spielt, welche Arbeits- und Sozialformen für welche Lerngegenstände wie angemessen sind usw.